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Mein Rindsfilet, meine Wohnung, mein SUV, mein Urlaub

27. April 2019

Klimawandel: Was kann ich tun? 

Das Thema beschäftigt mich seit Jahren – und mit jedem gelesenen Artikel wird mein nicht akademisches, aber pragmatisches Bild klarer. Es muss von unten anfangen. Zentral ist die Verhaltensänderung von jedem einzelnen von uns. Von mir, von Dir, von deinen nächsten Freunden. Ich teile meine Gedanken mal mit Euch und bin gespannt auf euer Feedback. Auch die Makrothemen liegen schlussendlich am einzelnen Menschen indem sie oder er die richtigen Aktien kauft, die richtigen Fragen stellt, sein Verhalten als Führungskraft ändert und die richtigen Parteien wählt. In Deiner Stimme liegt die Kraft zur Veränderung.

Was kann ich tun?

Klar ist es toll, wenn man nicht nach jedem Einkauf ein neues Migros-Säckli nachhause trägt, doch für das Klima ist das so ziemlich egal. Auch landen keine Säckli vom Stadelhofen im Meer. Und auch ist es wurscht, ob dein Nachbar seine Kinder im SUV zum Kindergarten fährt. Aber was hat denn wirklich einen Impact fürs Klima? Was kann ich tun? Hier die nicht abschliessende Liste und auch nicht sauber wissenschaftlich sortiert – aber so etwa müsste es sein:

  • m2 Beschränkung beim Wohnen. Lieber renovieren als neu bauen. Wenn neu bauen – dann ein Hauskonzept und Materialität für 100 Jahre und ein Heizkonzept ohne fossile Brennstoffe. (und ja keine Pellet oder Holzheizung*)
  • Reduktion Fleischkonsum, insb. Verzicht auf (ausländisches) Rindfleisch
  • Reduktion (Verzicht) auf Flugreisen und Kreuzfahrten. Wenn fliegen, dann CO2 kompensieren
  • Wechsel von meinen Consumer Produkten (Ökostrom, Konto bei einer nachhaltigen Bank, Einkauf bei Shops die sich um Nachhaltigkeit bemühen, usw, usw, usw)
  • Benützung öffentlicher Verkehr und Auto fahren mit kleinem Motor

Und dann wird’s schon langsam kleingliedrig:

  • Kauf saisonales Gemüse
  • …bis hin zu Stosslüften statt Kippfenster im Winter, Müllvermeidung und Mülltrennung, nachhaltige Kleider und Verzicht auf Migros-Säckli 

Was kann ich tun als leitende Person in einem Unternehmen?

Stell Fragen – sei achtsam – sei mühsam

  • Welchen CO2 Ausstoss produziert deine Abteilung? Was sind die Treiber und wie kann man diese verringern? (Tipp: Vermutlich sind es nicht die Nespressokapseln und FSC Papier)
  • Wie können die Produkte von deinem Unternehmen nachhaltiger produziert werden?
  • Was steht in der Strategie, was macht der CEO und das Management?
  • Ist das Unternehmen der richtige Arbeitgeber für mich?

Was kann ich tun als Firmeninhaber / Eignerfamilie?

Hier liegt der wohl grösste kurzfristiger Hebel. Wenn einzelne Firmeninhaber anfangen ihre eigenen Unternehmen auf den Pfad der CO2 Neutralität zu bringen, wird sich viel verändern. Explizit angesprochen sind auch die (milliardenschweren) Inhaberfamilien namhafter Konzerne (Novartis, Iditex, Blum, Hilti, usw usw usw…). Meine persönliche Haltung als Unternehmer ist die, dass ich meinen Kindern durch mein Tun und Handeln während den 40 Erwerbsjahren nicht einen kaputten Planeten überlassen möchte. Daher produziert dade design seit 2016, als wohl erstes Betonwerk der Welt, CO2 neutral. (Mehr Infos hier)

Was kann ich tun als Aktionär?

Wichtig – wir sind alle Aktionäre mit unseren Pensionskassenguthaben oder Fondssparplänen. Ich kann mich bei meiner Pensionskasse erkundigen. Ich kann Nachhaltigkeits-Fonds kaufen. Als Aktionär kann ich mich bei den Unternehmen nach ihren Nachhaltigkeitsbemühungen erkundigen – ich kann an einer GV das Wort ergreifen. Ich kann laut und gehört werden. Auch hier gilt – stell Fragen, sei achtsam, sei mühsam.

Was kann ich für Makrothemen tun?

Zugegeben – bei diesen Themen überkommt mich die Ohnmacht. Wieso darf Nestlé Plastikflaschen in Afrika verkaufen? Warum darf Starbucks Wegwerfbecher verkaufen? Warum darf H&M einen Container voller T-shirts für 5000 Franken von Bagladesch nach Hamburg schippern? Warum darf LafargeHolzim Zement in Afrika ohne Filteranlagen brennen? Warum darf Implenia billigste Mehrfamilienhäuser aus zukünftigem Sondermüll bauen? Warum gibt es keine CO2 Limits für neue Produkte? Warum darf die Migros Kartoffeln aus Neuseeland verkaufen? Wohl müssten wir alle jeden Freitagnachmittag zusammen demonstrieren (#FridaysforFuture) um etwas zu verändern. Doch wir alten Hasen wissen – dass das eigentlich nichts bringt. Die entscheidenden Fragen sind: Was kann die Schweiz tun? Was kann Europa tun? Was können Freihandelsabkommen tun? Was kann die UN tun?

Hier mal eine Liste:

  • CO2 Steuer
  • CO2 Reduktionen beim Bau und Betrieb von Gebäuden (siehe die neuesten Beschlüsse von NY City)
  • Pricing Missverhältnisse (inländische Bahnfahrten günstiger als Flüge, etc)
  • Fleischproduktion nach Flächenkonsum (nur was selber an Futter produziert werden kann, darf an Tierhaltung betrieben werden)
  • Pricing von Schiffen betrieben mit Schweröl (Fracht und Kreuzfahrten)
  • Stopp Abholzung Urwälder, Verbot von Palmöl, Aufforstung (insb. Amazonas)
  • Förderung von Technologien, Startups und Institutionen
  • ….

Auch hier – die Veränderung fängt bei mir an. Wähle wer die Gesetzte in Deinem Land verändert.

Irgendwann werdet ihr – wir – die Mehrheit haben und diese Gesetze in Kraft setzen. Denn der shareholder value und Freihandels-Glaube wird den Wandel zur CO2 Reduktion nicht selbst veranlassen.

*Unsere lokale Luft wird signifikant lokal durch Holzöfen verschmutzt. Schau mal die Feinstaubbelastung über den Tagesverlauf einer Messstation in Deiner Nähe an. Der Peak sind Freitag- und Samstagabende. Holz verbrennen (obwohl nachhaltig und CO2 neutral) ist ein nogo an Dir selbst, Deinen Kindern und Deinen Nachbarn.